Samstag, 3. September 2016

Shelly Jones: "Right Kind of Wrong"

Aus einer kleinen Stadt in Wisconsin stammend hat sich die junge Pastorstochter und Lehrerin Emily just an dem Abend von ihrem Freund getrennt, an welchem dieser ihr einen Heiratsantrag machen wollte. Doch Emily fühlt sich in der erzkonservativen Umgebung eingeengt und hat kurzerhand ein Jobangebot im weit entfernten Arizona angenommen, wo auch ihre Cousine Mel lebt, mit der sie eine Hausgemeinschaft gründet.
Am neuen Wohnort Phoenix ist auch Xander ansässig, der, seitdem seine Ex-Freundin ihn und die gemeinsame, inzwischen 5jährige, Tochter wenige Jahre zuvor unvermittelt hatte sitzenlassen, weil „Familie halt nicht so ihr Ding“ sei, nur noch One-Night-Stands und Sexbekanntschaften pflegt.

Schon bald kreuzen sich die Wege der Beiden, die sich sofort voneinander angezogen fühlen; dabei ist Xander doch viel zu sehr bad boy für die allzu brave Emily. Da Xanders Tochter Harlie zu den Vorschülerinnen gehört, die Emilys Klasse besuchen, sind weitere Begegnungen allerdings unvermeidlich.

Bald schlägt Emily das Konzept der „Freunde mit gewissen Vorzügen“ vor, denn die sexuelle Spannung zwischen Xander und ihr ist unbestritten und ohnehin ist sie doch nach Phoenix gezogen, weil sie nicht mehr das liebe, nette Mädchen von nebenan sein und nicht länger zu den „Spiessern“ gehören wollte …
Dabei scheint sich die Anziehung zwischen Xander und Emily nicht nur auf das rein Physische zu beschränken, aber Xander ist überzeugt davon, dass in seinem Privatleben nie wieder Platz für eine Frau an seiner Seite ist …

Shelly Jones: „Right Kind of Wrong“


“Right Kind of Wrong” zählt zu den Romanen, die abwechselnd von Protagonistin und Protagonist erzählt werden; ferner handelt es sich hierbei aber um ein eigenständiges, in sich geschlossenes Buch.
Von der Handlung her ist „Right Kind of Wrong“ natürlich wieder einmal eher genretypisch, sticht hier allenfalls dadurch hervor, dass die Figuren zumindest dem Collegealter bereits entsprungen sind und dass die männliche Hauptfigur alleinerziehend ist. Wenn dann kommen ja doch meist die Protagonistinnen mit derlei Anhang daher.

Dass Xander hier als „bad boy“ betitelt wurde, fand ich zudem durchaus weit hergeholt: Er war zwar schon eine kleine männliche Schlampe, vernaschte seine Eroberungen aber immer abseits seines Zuhauses, so dass seine Tochter nie mit seinen Bumsbekanntschaften in Kontakt kommen konnte und joah, auch sonst war er eigentlich ein ganz Lieber. Ein wenig verbohrt in seinen „Nie wieder eine feste Beziehung!“-Ansichten, aber nachdem die Mutter seiner Babytochter dereinst in einer Nacht-und-Nebelaktion auf Nimmerwiedersehen verschwunden war, war Xanders Einstellung da nun auch nicht soooo verwunderlich.

Emily war mir ebenfalls durchaus sympathisch, auch wenn ich ihre gegenwärtige Art kaum mit der erzkonservativ aufgewachsenen Pastorentochter in Einklang bringen konnte, deren Eltern, vornehmlich deren Vater, ihren Umzug nach Arizona auch eher als „kleines Abenteuer“ betrachteten und nicht daran zweifelten, dass Emily schon bald wieder zurückkehren und mit einem netten, jungen Mann aus ihrer Kirchgemeinde zusammen sesshaft werden würde.
Da hätte ich eher damit gerechnet, dass Emily in der „grossen weiten Welt“ zunächst unsicher gewesen wäre, sich vielleicht doch auch ein wenig überfordert gefühlt haben dürfte, weil der Kontrast, in dem Phoenix zu ihrem kleinen, gutbürgerlichen Heimatkaff stand, war ja doch enorm. Stattdessen stürzte sich Emily sogleich mitten ins Gewühl, war extrem schlagfertig und direkt und nutzte Ausdrücke, die bei ihr von Haus aus eher zu roten Ohren geführt haben sollten.
Ich hatte auch nicht den Eindruck, sie würde sich erst in der Grossstadt dahingehend entwickeln, weil sie eben ab ihrer Ankunft schon derart aufgetreten war. Da fragte ich mich dann schon, wie sie es bis dahin zuvor auf dem Land überhaupt ausgehalten hätte und wieso sie dereinst nicht schon ein völlig rebellischer Teenager gewesen hätte sein sollen.

Harlie, Xanders Tochter, war ein absolutes Goldschätzchen und hier gefiel es mir sehr gut, dass sie nicht einfach nur als das perfekte Kind dargestellt wurde, sondern ganz gewöhnlich auch mal absolut typische knatschige Momente hatte.

Der schwelende Konflikt zwischen Emily und ihren Eltern zog sich wie ein glutroter Faden durch die Geschichte; da herrschte mir fast schon ein wenig zu sehr Schwarz/Weiss-Denken vor. Auch bei einem Wiedersehen in Phoenix ging es letztlich vornehmlich darum, dass Emily bitte bald nach Wisconsin heimkehren müsse. Da fehlte nahezu jegliche Emotion, jedes persönliche Interesse; dies machte zwar die Meinungsunterschiede nochmals sehr deutlich, aber ich fand es schon traurig, dass man von sich aus gar kein Interesse an Emilys Leben in Phoenix zeigte.
Aber so musste Xander sich nicht nur fragen, ob er tatsächlich weiterhin den Einzelgänger geben wollte, sondern Emily sah sich auch mit der Frage konfrontiert, ob sie ggf. zum endgültigen Bruch mit ihren Eltern bereit wäre.

„Right Kind of Wrong“ erzählt als nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern vor Allem auch vom Ausbruch aus einem (von den Eltern wohlaufgenommenen) Leben und den daraus erfolgenden möglichen Konsequenzen.
Grade dass es sich hierbei nicht um einen geradeaus verlaufenden Liebesroman handelte, sondern auch immer noch ein wenig Selbstfindung/Selbstbehauptung thematisiert wurde, machte den Roman für mich aber so besonders lesenswert. Die Liebesgeschichte fand ich da doch ziemlich vorhersehbar, aber die Beziehung Emilys zu ihren Eltern und umgekehrt war für mich doch ein klarer Spannungsfaktor!
_____


Shelly Jones: „Right Kind of Wrong“ – eine absolut typische Romanze, die durch den zwischen der erwachsenen Protagonistin und ihren Eltern herrschenden Konflikt noch zum zeitgenössischen Drama aufgewertet wurde!
_____


„Right Kind of Wrong“ von Shelly Jones, erschienen am 18.03.2015
Amazon: Kindle eBook (2,99)* [zudem gegenwärtig via KindleUnlimited ausleihbar] / Taschenbuch (12,46€ [300 Seiten])* 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen